Die Beschlagnahme der Tiere: die Situation in Deutschland und Europa
Die Lage in Europa
Und wie handhabt man das Thema der Pfändung von Tieren im Rest des alten Kontinents? Mit dieser Frage geht man von Land zu Land unterschiedlich um, was die Sensibilität des Themas bei Politikern und Bürgern belegt. In den Niederlanden und in Italien trifft man beispielsweise auf eine ganz ähnliche Lage: Von Gesetz her werden Haustiere als Sachen angesehen. Während in Holland die Pfändung von Haustieren in den Massenmedien keinen besonderen Niederschlag findet, ist in Italien dank einer Online-Petition und eines Gesetzgebungsvorschlags an die Regierung eine heiße Debatte zum Thema entbrannt. Die Beweggründe, diese Initiative zu unterstützen, sind vor allem die anhaltende Wirtschaftskrise, sowie ein höheres Bewusstseins in Bezug auf diese Problematik in anderen europäischen Ländern. Deutschland, Österreich und die Schweiz gehen ähnlich an das Problem heran: Tiere dürfen nicht gepfändet werden, solange sie im Haushalt des Besitzers leben und keine Nutztiere sind. Der englische Gesetzgeber räumte jede Zweideutigkeit aus dem Weg, indem er mit der „Taking Control of Goods Regulations 2013“ eine im April 2014 aktualisierte Liste von Gütern veröffentlichte, in der wörtlich „ Begleithunde, Hütehunde, Wachhunde oder Haustiere“ als nicht beschlagnahmbar aufgeführt sind.Auch Frankreich verbietet die Pfändung von Haustieren, und Ende des Monats hat das Land seinen europäischen Nachbarn ein Beispiel gegeben: Es wurde eine Änderung des Bürgerlichen Gesetzbuches verabschiedet, die den Status lebendiger Haustiere als empfindsame Lebewesen anerkennt. Diese Gesetzesnovelle ist das Ergebnis einer von der Stiftung „30 milions d'amis“ durchgeführten Umfrage: 89% der Einwohner äußerten sich dafür! Das neue Gesetz wurde zwar sowohl in Frankreich als auch über die Grenzen des Landes hinweg begrüßt, jedoch auch wegen einiger Schwachstellen kritisiert. So werden beispielsweise Wildtiere nicht als empfindsame Wesen definiert, und außerdem mangelt es an einer entschiedenen Stellungnahme gegen Gepflogenheiten wie Stierkampf, Fuchsjagd, Hahnenkampf, rituelles Schlachten und die Ausbeutung von Tieren in der Fischerei- und Landwirtschaft.