von Dunia Rahwan
Das Gesetz ist in manchen Gebieten eindeutig: Hunde müssen immer an der Leine geführt werden, außer in ausgewiesenen Bereichen, den berühmt berüchtigten Hundeplätzen, die sich oft zu einem Kampfring entwickeln, in dem das Gesetz des Stärkeren gilt. Die Idee, einen Haufen fremder Hunde auf engstem, manchmal zu kleinem Raum unterzubringen, ist weit entfernt von einem Sozialmodell, in den Individuen spontan Freundschaften bilden und im Laufe der Zeit durch den Austausch von Erfahrungen Beziehungen entstehen. Wie es auch in unserem Leben der Fall ist.
Lass uns einmal selbst «Hund spielen»
Lass uns ein Spielchen spielen, lass uns versuchen wie ein Hund zu denken. Ich bin ein mittelgroßer Mischling, ich bin fast immer im Haus und draußen binden sie mich an eine Leine, oft so kurz, dass ich mit dem Pipistrahl Mühe habe und den Schuhen meines Menschen ausweichen muss. Zum Glück gehen wir für meine halbe Stunde in die Freiheit (in den Park) und ich bin aus dem Häuschen vor Freude. Hier sind sehr viele Hunde, ein paar Freunde und viele neue Gesichter, und ich werde nervös, ich frage mich, ob sie mich in Ruhe lassen oder ob ich mich verteidigen muss; es gibt nicht einmal Zeit, sich aus der Ferne zu studieren, wie es die Hundeschule rät, und sie schieben mich in ein abgeriegeltes Gehege, und im Handumdrehen sind sie alle da. Einer knurrt mich an, der andere bellt mir ins Ohr, während ein Pärchen sich sehr für meinen Hintern interessiert und ich am liebsten nur noch weglaufen möchte. Kommen wir zurück zu uns: verstehst du jetzt das Unbehagen deines Hundes? Sein Einzug in ein von Fremden besetzten Hundegehege ist vergleichbar mit unserem ersten Schultag, wenn man aufgeregt in den Unterricht kommt, am liebsten vor Verlegenheit flüchten möchte und du dich fragen wirst, ob du dich jemals mit jemandem anfreunden kannst oder alle dich hassen. Das Gefühl am letzten Schultag ist anders, man betritt den Klassenraum und es fühlt sich so an, als wäre man in seiner Familie, manche sind Freunde und andere weniger- alles ein Erfahrungsschatz.
Weniger lockere Beziehungen, mehr Freundschaften
Der Hund braucht Freunde, keine losen Bekanntschaften. Die soziale Dimension des Hundes ist das Rudel, das oft aus verwandten Mitgliedern besteht, und die Gruppe grenzt das Territorium mit Urin und Kot bzw. Bellen ab, um Fremde in Schach zu halten, die meistens unerwünscht sind. Der Hund bleibt bei seinem Rudel und das reicht ihm, um sich sicher und zufrieden zu fühlen; der Rest sind oberflächliche Bekanntschaften, vergleichbar mit einem Handschlag. In den eingezäunten Hundeplätzen hingegen erleben Hunde das Drama unseres ersten Schultages aufs Neue in einer Endlosschleife, mit dem traurigen Gefühl im Bauch nach Hause zurückzukehren und keinen richtigen Freund gefunden zu haben.
Die Gewalt wird ausgelöst
In den Hundeparks oder Hundeplätze passieren viele Unfälle, und das überrascht mich nicht; ein «Fight Club» hat keine Regeln, und wenn sich der Hund unwohl, bedroht oder gefangen fühlt, kann er schon einmal unangemessen reagieren. Wenn der Hundeplatz nicht zu voll ist, erkundigt unser Hund das Gelände nach dem folgenden Vorgehen: er schnüffelt an strategischen Punkten wie Bäumen und den Mülleimern, gibt seine physiologischen Bedürfnisse ab, rennt, kratzt und wälzt sich, erst dann wird ihm langweilig. Er hat sein Geschäft erledigt und ist bereit, den Rest der Welt zu erkunden, und stattdessen halten wir ihn an einem unattraktiven Ort fest, in der Überzeugung, dass er mit seinen sogenannten Freunden spielt. Der gelangweilte Hund tut sein Bestes, um seine Monotonie zu durchbrechen, also rennt er am Zaun entlang und bellt Hunde, Fahrräder, Jogger und Roller an. Er verteidigt wie ein Löwe einen Stock, klaut den Ball oder klebt an einem Hintern eines anderen Hundes, schikaniert Schwächere, alle Verhaltensweisen, die die soziale Dynamik erschweren und im Extremfall zu Auseinandersetzungen führen.
Bei Welpen kann man leicht etwas falsch machen
Ein klassischer Fehler eines frischgebackenen Hundebesitzers ist: „Ich bringe meinen Welpen auf den Hundeplatz, so dass er sich sozialisieren kann“.
Falsch: hier steckt er nur eine Menge Prügel ein und lernt sich zu rächen, sobald er erwachsen ist. Die Sozialisierung sollte einem natürlichen Weg erfolgen, für den die Welpen, mindestens bis zur Geschlechtsreif (zwischen 6 und 12 Monaten) in der Familie bleiben und unter den Fittichen der sozialen Gruppe erzogen wird, mit Geschwistern interagieren und Streits austragen kann. Die Eltern- und Erziehungsziele sind wesentlich, um Welpen das Paradigma des freundlichen Hundes beizubringen, wie man sich in Gesellschaft anderer verhält und selbst reflektierend ist, dies sind wertvolle Lektionen des Erwachsenwerdens. Wenn wir den Hund mit zwei oder drei Monaten adoptieren, übernehmen wir Verantwortung für seine Erziehung, auch und vor allem im Sozialen, gerade hier entsteht oft ein Fehler nach dem anderen. Am häufigsten ist es tatsächlich so, dass wir unseren Welpen mit irgendwelchen Hunden konfrontieren, ohne sie vorher eine Vorauswahl treffen zu lassen. Im schlimmsten Fall auch noch auf einem monotonem und stinkenden Hundeplatz, wo der Welpe von gestressten, unbequemen, ungeduldigen und unerzogenen Hunden gemobbt wird. Um unseren Welpen die richtige Ausbildung zu bieten, ist es notwendig, einen neutralen Ort zu wählen, der einerseits die wilde Seite der Hunde reizt und aber andererseits dauerhafte Hundebeziehungen schmieden lässt. So kann nur eine ausgewählte kleine Gruppe von ausgeglichenen Hunden der kleinen hyperaktiven «Plage» beibringen, wie das reale Leben in dieser Welt aussieht.
Mobbing ist ein hässliches Ungeheuer
Mobbing ist unter Hunden deutlich sichtbar, besonders in eingezäunten Bereichen, wo die Schwächsten der Unterdrückung durch den Mobber aus der Nachbarschaft nicht entkommen können. Die Angriffsziele sind typischerweise ängstliche, gestresste und unerfahrene Welpen. Ich beobachte oft, wie ein Hund in Schwierigkeiten verzweifelt das Herrchen um Hilfe bittet, aber dieser es nicht begreift und ihn allein mit seinem Tyrannen lässt. Um zu verstehen, ob ein Eingreifen notwendig ist, beobachte deinen Hund genau und höre auf deinen elterlichen Instinkt, der viel spürt: weicht der Hund der Interaktion aus, hält er seinen Schwanz zwischen die Beine und nähert sich seinem Menschen: gehe besser weg; wenn er ständig zu Boden geworfen, gebissen oder bestiegen wird: ist es ebenfalls besser, wegzugehen; Wenn du dich auf die Bank setzt und er andere Hunde durch Bellen und Knurren fernhält: verabschiede dich lieber. Schützen wir unseren tierischen Freund, insbesondere wenn wir ihn in den Boxring begleiten!
Sei rebellisch
Das Gesetz verlangt, dass Hunde angeleint werden, außer in ausgewiesenen Bereichen, entweder wir respektieren die Regeln oder wir werden zu Gesetzesbrecher, um den Bedürfnissen des Hundes gerecht zu werden. Ich denke, dass die Freiheit des Hundes das primäre Ziel ist, das im Bildungsprozess verfolgt werden sollte. Es ist der Ausdruck seines Seins welcher sicherzustellen ist. Sich auf seine Freiheit verlassen zu können, ist das wertvollste Geschenk für den Hund, aber bevor wir die Leine loslassen, müssen wir uns einigermaßen sicher sein, dass er keinen Schaden anrichtet und gut in die Umwelt integriert und richtig mit seinen Mitmenschen und Menschen sozialisiert ist. Wenn der Hund hingegen selbstständig eine Gefahr für andere darstellt oder außer Kontrolle gerät, krempeln wir die Ärmel hoch und arbeiten gemeinsam mit Profis daran, dem Ziel der „Freiheit“ so nahe wie möglich zu kommen.
Weiter gehen, nicht anhalten
Bei der Sozialisierung von Hunden spielt die Umfeld eine entscheidende Rolle für den Erfolg. Um Vierbeiner glücklich zu machen, gehst du in die Natur, du machst einen Spaziergang im Stadtpark, im Wald, in den Bergen, am Fluss oder am Meer und gönnst deinem Hund alles, ob er gräbt, ins Wasser springt, auf Spurensuche geht oder ins Unterholz läuft. Lass uns die Spaziergänge dynamisch gestalten, indem wir vermeiden uns in der Nähe von vielen Hunden aufzuhalten, sondern uns auf die Suche nach Abenteuer machen. In Freiheit und in Bewegung sind soziale Begegnungen weniger problematisch, Hunde haben Zeit, sich auf Distanz zu inspizieren und zu entscheiden, ob sie sich einander begegnen oder voneinander fernbleiben. Instinktiv liegen Hunde selten falsch. Fast immer verabschieden sich die Hunde nach einem Schnüffeln und einem einleitenden Pinkeln von jedem wieder auf ihre eigene Reise, abgesehen von Blitzfreundschaften oder unwiderstehlichen sexuellen Reizen. Aber Liebe auf den ersten Blick ist bei Hunden, wie bei Menschen, sehr selten der Fall und das anfängliche Interesse verfliegt nach wenigen Sekunden. Auf dem Hundeplatz hingegen geht die Kommunikation auch bei Abneigung weiter, und manchmal kommt es zum Streit. Lasst uns lernen, Hunden zu vertrauen und keine Sozialisierung zu erzwingen, sondern optimale Voraussetzungen zu schaffen, um neue Freunde zu treffen und Feinden zu meiden.
Das Recht auf Freiheit
Es gilt, die Freiheit des Hundes zu bewahren, der in 33.000 Jahren Evolutionsgeschichte bewiesen hat, dass er auch ohne Leine auskommt. Wenn ich meine Hunde beobachte, erwärmt es mein Herz, meine Hunde mit ihren eigenen Impulsen zu beobachten, jeder hat seine eigene Geschichte und ist geprägt von unterschiedlichen Leidenschaften und Motivationen: Vilma sucht nach Krümeln unter den Bänken und hält sich von anderen Hunden fern, Dustyboy ist eine Wasserratte und steigt gerne den Weibchen nach, während die noch junge Nana begeistert den Hunden zum Kennenlernen entgegenläuft, aber dem Kontakt zu Menschen meidet. Ein unmöglicher Zauber mit Hunden die nur an der Leine geführt werden. Erziehung von Welpen im Freien ist zwar eine Gratwanderung, aber meistens lernen sie die Befehle leicht. Auch ausgewachsene Hunde können neue Befehle beigebracht werden, man braucht nur viel mehr Geduld. Um das Training effektiv zu gestalten, ist es notwendig, die Kontrollwut aufzugeben, die uns dazu bringt, den Hund ohne wirklichen Grund ständig zurückzurufen, nur um uns zu beruhigen. Wir trainieren den Ruf, um dem Hund wichtige Informationen wie eine Richtungsänderung zu geben oder ihn in interessante Aktivitäten wie die Spurensuche einzubeziehen, während er im Gegenteil, wenn der Hund versteht, dass wir seine Zeit verschwenden, aufhört zu gehorchen.
Lasst uns die Zäune einreissen
Hundeplätze sind Orte, die Hunde aus der Gesellschaft ausschließen und sie vor allem ghettoisieren. Früher waren diese Tiere ein aktiver Teil des sozialen Gefüges und unersetzliche Helfer bei der Arbeit, während der Hund heute einen sehr hohen emotionalen Stellenwert in der Familie einnimmt. Sein wahres Wesen wird nicht erkannt, so ziehen wir unseren modischen Mantel an, aber wir wollen nicht, dass wir ihn dreckig machen. Ein Teil der Bevölkerung haben absolute Angst vor Hunden, weil widerspenstige und außer Kontrolle geratene Kreaturen mit schlammigen Pfoten auf sie zu springen, Picknicks umwerfen, Ballons zum Platzen bringen und Kinder “jagen”. Der freilaufende Hund muss wissen, wie er sich zu verhalten hat, sonst schadet er seinen Mitmenschen; Deshalb unterstütze ich die folgende Vorgehensweise, das bereits in Städten wie Berlin zum Erfolg geführt wurde: Vor der Adoption eines Hundes muss es obligatorisch sein, eine Grundausbildung für Hunde erfolgreich zu absolvieren, um den richtigen Umgang zu lernen und dem Hund ein adäquates Verhalten beizubringen. Bevor wir das Ruder übernehmen, müssen wir in der Tat zurück auf die Schulbank und lernen, unsere außergewöhnlichen haarigen Freunde zu verstehen und insbesondere auch zu respektieren.