Die Landwirtschaft selbst ist die Herausforderung. Da spielt der Wolf nur eine untergeordnete Rolle. Wer gewillt ist, seine Herden nach seinen Möglichkeiten bestmöglich zu schützen, wird relativ wenig Probleme haben - zumindest wenn ein konsequentes Wolfsmanagement durchgeführt und der Herdenschutz finanziell zum großen Teil unterstützt wird.
Die wirklichen Probleme liegen in fehlgeleiteter Agrarpolitik, Kontrollwahn und Sanktionierungen besonders in der Biotop-Pflege durch die Landwirtschaftskammer, die existenziell in ihren Strafen sind. Wenn jeder Flächeneigentümer unsere Dienstleistung angemessen bezahlen würde und wir für unsere hochwertigen regionalen Lebensmittel angemessene Preise erzielen würden, hätten wir nicht Jahr für Jahr existentielle Sorgen und etwas Planungssicherheit.
Der Wolf ist nur der letzte Tropfen, der das Fass zum überlaufen bringt und ein greifbares Feindbild!
Erzählen Sie uns gern mehr über die Rolle der Herdenschutzhunde, über Vorteile und Nachteile ihres Einsatzes!
Spannend zu sehen ist z.B. der Sozialisierungswille des Hundes, sich als Teil der Herde einzufügen und wie sensibel auf die Reaktion der Herde auf sich eingegangen wird. Ebenfalls die Intelligenz dieser Hunde, z.B. bei eingespielten Teams im Verteidigungsfall die Aufgabenverteilung und das unterschiedliche Arbeitsverhalten in Kombination mit einem bedingungslosen Schutzverhalten. Wirkliche Nachteile liegen eigentlich nur in den Unterhaltungskosten, jenseits von 1.000 pro Hund und Jahr, sowie den erheblich hohen Arbeitsaufwand, besonders in den ersten zwei Lebensjahren.
Viele Menschen sind der Ansicht, dass der Einsatz von Herdenschutzhunden gefährlich ist. Können Sie - als Besitzer vieler dieser Hunde - etwas dazu sagen?
Zuerst einmal, es ist ein Hund, und zwar ein großer, mit entsprechenden Fähigkeiten. Allerdings gehört Beißen nicht zu den Mitteln der Wahl. Diese Hunde beeindrucken durch ihre Positionierung, rempeln im V-Fall die Bedrohung an. Rassebedingt tendieren einige Rassen auch zum Anrempeln. Lediglich gegenüber Caniden haben einige Herdenschutzhund-Rassen eine außergewöhnlich hohe Abneigung.
Das Problem sind i.d.R. nicht die Hunde, sondern Mitmenschen die nicht in der Lage sind, die Hunde zu "lesen", vielleicht gewisse Verhaltensregeln einzuhalten oder Grenzen zu akzeptieren. Die meisten Argumente gegen Herdenschutzhunde kommen allerdings aus der Ecke der Nutztier- und sonstiger Interessenverbände mit dem Vorwand, dass diese Hunde alle gefährlich seien und der Freizeitbürger als Geldquelle nicht eingeschränkt werden darf. Der gewöhnliche Freizeitbürger geht erstaunlich entspannt und oftmals interessiert und fasziniert damit um.
Bei den Nutztierhaltern, die keinerlei Erfahrungen mit diesen Hunden haben, aber fleißig verbreiten, wie ungeeignet sie seien, mangelt es oft an der Ehrlichkeit zuzugeben, dass sie einfach nur keinen Bock darauf haben, weil es Arbeit macht und Geld kostet.
Welche Auswirkungen haben Training und Aktivitäten zur Verstärkung der Bindung auf das Verhalten der Herdenschutzhunde?
Ein gut sozialisierter Hund, der auch auf Menschen geprägt ist, ist nicht nur im Alltag viel leichter händelbar, als einer, der mit möglichst wenig bis gar keinem Menschenkontakt lebt. Der Vorteil solcher Hunde ist, dass sie bei, für den Arbeitseinsatz ungeeignetem Verhalten, trotzdem gut in eine andere Haltungsform wechseln können. Sei es als normaler Hofhund, oder auch mit Familienanschluss und genügend Freiheiten, auch ihrem Territorialverhalten freien Lauf lassen zu können.
Welche Tipps würden Sie Landwirten geben, die Ihrem Beispiel folgen wollen?
Immer locker durch die Hose atmen... Man kann sich noch so vielfältige Horroszenarien ausmalen, von denen vermutlich nicht ein einziges eintreten wird, wenn der Hund halbwegs gut ausgebildet und sozialisiert ist. Hilfe an geeigneter Stelle einholen und Ratschläge annehmen. 30 Jahre Erfahrung mit Hütehunden bedeutet nicht zwingend einen Selbstgänger mit Herdenschutzhunden. Wichtig sind ganz viel Sensibilität, Geduld, eigene Überzeugung und Humor!