#IchliebeDreck, die Lebensphilosophie (m)eines Hundes
von Dunia Rahwan
Hunde lieben Dreck, je früher wir diese Tatsache akzeptieren, desto eher beginnen wir, unsere Hunde zu verstehen. Ihre wilde Herkunft zu leugnen ist schlichtweg falsch, und das gilt genauso für die neapolitanische Dogge ebenso wie für den flauschigen Zwergspitz: Hunde sind und bleiben Tiere. Der Prozess der Domestizierung unserer treuen Lebensgefährten begann „erst“ vor 33.000 Jahren, abstammend von wilden Vorfahren, insbesondere dem Wolf, aber auch andere Caniden wie den Schakal findet man in ihrer DNA, deren Instinkte sie immer noch innehalten. Vergessen wir außerdem nicht, dass über 80 % der Hunde auf der Erde frei leben, ohne soziales Umfeld, in engem Kontakt mit der mehr oder weniger natürlichen Umwelt. Als ich das Hashtag #ioamoloschifo (#ichliebeDreck) auf meiner Instagram-Seite @dunia_animalara veröffentlichte, hatte ich ein Ziel: eine tiefgreifende Aufklärung zu veröffentlichen, um unsere geliebten Hunde zu verstehen, sie zu respektieren, eine Beziehung des Vertrauens und des Verständnisses aufzubauen.
Die Geschichte beginnt mit Abfall
Sei nicht überrascht, dass dein Hund ein passionierter Aasfresser ist, der eine Bratkartoffel in 500 Metern Entfernung unter einer Parkbank erschnüffelt, die er dann regelrecht im Galopp verschlingt. Schließlich haben die Vorfahren der Hunde die Distanz zum Menschen verringert, indem sie spürten, dass seine Anwesenheit eine leicht zu findende Nahrungsquelle darstellt. In der Vergangenheit, als es noch kein Plastik, Aluminium, Glas und Pappe gab, war der menschliche Abfall durch Nässe und Kot repräsentiert, ein «köstlicher Festschmaus» für Tiere. Mit anderen Worten, Hunde haben gelernt, dass man dort, wo es Menschen gibt, nicht zu wählerisch sein sollte!
Abfall rehabilitierte ihn
Die Philosophie von #ioamoloschifo (#ichliebeDreck) nahm nach der Adoption von «Dustyboy», meinem Labrador, Gestalt an. Der legendäre Boiler (er hat viele Namen) hatte und hat teilweise noch diverse Verhaltensauffälligkeiten und ich versuchte ihm zu helfen, scheiterte aber fast immer. Ich spürte seine Schmerzen, die zwischen Depression und Angst schwankten, wir waren immer in einem Konflikt, er ein anarchistischer Aufständischer und ich ein Kontrollfreak, eine besonders explosive Mischung. Dann verstand ich es endlich, dass die Beziehung von der Akzeptanz seines Daseins, ausgehen musste. Ich habe ihn dabei erwischt, wie er wochenlang totes Aas gefressen hat und wobei ich aber seine Leidenschaft für menschliche Fäkalien, soweit ich Einfluss nehmen kann, unterbinde. So erbrach er seine regelrechte Angst und frass, was auch immer unter die Flinte kam. Er hat mich wahnsinnig gemacht, ich war und bin immer noch entsetzt, wenn er mir bestimmte besonders für ihn zusammen gestellte Mahlzeiten einfach vor meine Füsse erbricht. Ich habe gelernt, es nicht zu übertreiben. Ihn als das zu akzeptieren, was er ist: ein Hund, ein Labrador, ein Verrückter. So konnte sich unsere Beziehung festigen, verbessern, Konflikte haben abgenommen, seine Angst ist unter Kontrolle, er ist weniger stur und dafür auch kooperativer. Wir haben gelernt, uns zu respektieren und zu lieben. Fürs Protokoll: Dustyboy ist viel besser im Umgang mit seiner «Bulimie» geworden und konzentriert sich derzeit nur auf die ständige Jagd nach einer geeigneten Hündin. Mein ewiger Teenager.
Graben und Suhlen im Schlamm - ein primäres Bedürfnis
Wenn dein Hund Wasser liebt oder die Hälfte des Spaziergangs damit verbringt, Löcher in den Boden zu graben, bedeutet dies, dass er es tun muss, um glücklich und zufrieden zu sein. Zum Beispiel ist der Dackel in erster Linie ein Jagdhund und wurde ausgebildet, um in Höhlen versteckte wilde Tiere aufzulauern und aufzuspüren; Daher fordert ihn sein genetischer Code auf, zu graben und dieses unablässig zu tun. Dackel und Jack Russel werden immer wieder auf die leichte Schulter genommen, weil sie niedlich, klein und lustig sind, aber ihre Bedürfnisse zu unterschätzen ist ein schwerer Fehler und daraus resultieren die meisten Probleme des Zusammenlebens in einer Familie. Ebenso will der Labrador auch bei Minusgraden ins Wasser; im Winter bricht «Dustyboy» durch die Eisdecke, die sich auf der Pfütze bildet, indem er sie mit seinen Vorderbeinen einbricht, dann legt er sich zufrieden und glücklich in das kalte und faulige Wasser: Warum sollte ich ihn aufhalten? Niemand wäscht seinen Hund gerne, wenn er vom Spaziergang zurückkommt, aber wir müssen es tun, und oft stellt sich heraus, dass die Angelegenheit weniger aufwendig ist, als wir dachten: Hunde sind selbstreinigend, es braucht nur ein kräftiges Abtrocknen mit einem Handtuch, ein wenig Wasser und in extremen Fällen weißen Apfelessig. Sicher, er wird immer wie ein Hund riechen, aber auch dann erst ist er auch ein richtiger Hund!!
Koprophagie
Seitdem ich das Verhalten von Hunden studiere, hat sich meine Wahrnehmung von ihnen dramatisch verändert. Jetzt verstehe ich sie besser und versuche, Respekt und Akzeptanz zu prädigen, ich trage die #ioamoloschifo-Fahne hoch, trotzdem habe ich eine Achillesferse: Koprophagie. Hunde fressen Menschen-, Pflanzenfresser- und Katzenkot, weil sie gut (!!) und nahrhaft sind, und es ist ein höchst instinktives Verhalten. Außerdem lieben sie es, sich in Kot und Aas zu wälzen, ein weiteres vererbtes Verhalten eines Raubtiers, das den stinkenden «Tarnanzug» trägt, um sich so vor der Beute zu verstecken und um sie zu überraschen. Jetzt, wo Hunde Leckerlies und Mundhygienestäbchen fressen, möchten wir, dass sie damit aufhören, aber für sie ist das Suhlen in Pferdekot und das Festmahl «Kot» pure Lust. Ich weiß, es nervt mich auch, aber zumindest wissen wir, dass Hunde aus einem bestimmten Hintergrund einen so schlechten Geschmack haben. Die Gerüche, die wir mögen, sind für Hunde unangenehm und umgekehrt, aber sie leben nicht freiwillig in einer makellosen Stadtwohnung, also sollten wir zumindest ein paar Kompromisse eingehen.
Warum beschnüffeln sich Hunde am Po
Ich beobachte immer wieder Besitzer, denen das Verhalten ihres Hundes peinlich ist, wenn dieser glückselig den Hintern eines Artgenossen beschnuppert. Manche ermahnen seinen Vierbeiner und ziehen ihn an der Leine weg, andere entschuldigen sich für die Zumutung, obwohl das alles selbstverständlich ist! Menschen begrüssen sich per Handschlag, Hunde riechen an ihren Geschlechtsteilen, um Geschlecht, Alter, Gesundheitszustand und viele andere Dinge herauszufinden. Wenn der Hund das Hinterteil eines anderen Hundes oder seinen Kot nicht riecht, versteht er nicht, wer vor ihm steht, und könnte sich Sorgen machen oder sogar bedrohliche Verhaltensweisen wie Bellen und Knurren von sich geben, um das Zusammentreffen zu vermeiden. Wenn sie hingegen frei einander riechen können, insbesondere ohne Leine, lernen sie sich erst richtig kennen. Ein weiteres sehr sonderbares Verhalten beobachten wir vor allem bei nicht kastrierten Rüden, die als «Weinsommelier» den Urin der Weibchen ablecken und ihr Aroma schmecken. Auch wenn es kein schöner Anblick ist, müssen wir sie gewähren lassen, denn auf diese Weise verarbeiten Hunde die chemische Kommunikation, die durch Pheromone übermittelt werden, riechende Substanzen, die reich an wertvollen Informationen über jeden Hund sind. Deshalb sollten wir den Hund erlauben zu schnüffeln, wo immer er will, wir geben dem Spaziergang damit nicht nur eine bestimmte Dauer, aber auch eine besondere Qualität. So wird eine korrekte und angemessene olfaktorische Erkundung der Umgebung zu gewährleisten, die dem Hund hilft, die umgebende Umwelt zu verstehen und keine Angst davor zu haben.
Lass sie überall trinken!
Wasser ist für Hunde ein kostbares Gut, und wenn sie regelmäßig geimpft und somit vor den schlimmsten Krankheiten geschützt sind, können sie meiner Meinung nach überall auch trinken. Tierärzte werden mich für die Aussage nicht mögen, aber aus Erfahrung und Logik bin ich zu dem folgenden Schluss gekommen: Hunde, die frei Wasser trinken, bilden eine bombastisches Immunsystem! Wenn man ihnen nur kontrolliertes Wasser gibt, vermeidet man natürlich jedes Risiko von Darmparasiten, aber um welchen Preis? Während eines Hundelebens bestimmen wir alles für ihn: wo er schläft, wann er Gassi geht und welche Orte er erkunden darf, mit wem er verkehrt, wann er frisst und ob er sich fortpflanzen darf: Lass ihn wenigstens seine individuelle Wasserquelle haben! Wir geben Hunden die Möglichkeit, ein Grundbedürfnis zu befriedigen und lassen sie selbstständig, wo und wie lange sie wollen, das Wasser trinken, das sie bevorzugen. Wenn ich durstige Hunde beobachte, die selbständig eine Wasserquelle finden und ihren Durst stillen, wirken oft zufrieden und insbesondere stolz.
Verdammte Desinfektionstücher
Der neueste Hundebesitzertrend sind Desinfektionstücher, die sogar verwendet werden, um dem Hund nach dem Kacken ein Bidet zu machen! Ich denke, es ist daher notwendig, sich daran zu erinnern, dass Hunde Tiere sind, auch wenn sie eine grosse Beziehungs- und Sozialrolle innerhalb der Familie spielen. Sie bleiben Hunde, auch wenn man sie so sauber wie kleine Kinder unter die Decke legen möchte. Wenn wir also nicht bereit sind, das normale Hygieneniveau eines Hundes zu akzeptieren, besteht die Lösung nicht darin, ihn mehrmals täglich mit duftenden Tüchern und Trockenshampoo zu waschen. Die Lösung wäre Betten und Sofas gemeinsam nicht zu teilen. Glaube mir, es ist nicht nötig, ein 50 kg schweres «Wildschwein» im Bett zu halten, um ihm unsere Liebe zu zeigen. Ich persönlich mache das nicht und ich lebe für meine Hunde. Es ist besser, ihn täglich spazieren zu führen, erlaube ihm, seinen wildesten Instinkten auszuleben, wie durch schlammige Tümpel zu laufen, sich zu suhlen oder wie ein Verrückter zu buddeln. Die beim Spaziergang aufgenommenen Gerüche zusammen mit den eigenen Gerüchen, sind seine Visitenkarte, sie charakterisieren ihn, wenn er Hunde begegnet. Waschen wir diese kostbaren Gerüche ab, überdecken sie mit Aromen von Talkumpuder, Vanille oder weißem Moschus, beeinflussen wir die olfaktorische Kommunikation des Hundes, was ein sehr wichtiges soziales Instrument ist.
Einteiler gegen Haarausfall
Eine weitere schwer verdauliche Charaktereigenschaft von Hunden ist, dass sie haaren, Manche mehr, manche weniger, alle Hunde verlieren Haare – übrigens wie wir auch, und in Zeiten des Fellwechsels reicht ein Kratzen und Schütteln, um den frisch geputzten Boden zu mit Haaren zu bedecken. Die meisten haben sich damit abgefunden, zehn Mal am Tag den Boden zu kehren, aber jemand wollte diese Unannehmlichkeiten nicht mehr akzeptieren und erfand den Einteiler, der den gefürchteten Fellverlust verhindert. Dieser Einteiler umhüllt den Hund vollständig und lässt nur den Kopf, den Schwanz und die Beinenden aus, damit kein Haar zu Boden fällt; Auf diese Weise zwingen wir den Hund jedoch, Tag und Nacht ein Kleidungsstück zu tragen, behindern seine Bewegungen, begrenzen die Geruchsabgabe und verhindern natürliche Verhaltensweisen wie Kratzen und Fellpflege. Ganz zu schweigen von der Demütigung, die dem armen Tier zugefügt wird. Es gibt keinen ethischen und respektvollen Weg des Andersseins des Hundes, um das Haarproblem zu lösen: Wenn wir diesen Kompromiss des Zusammenlebens nicht ertragen können, ist es besser, auf Haustiere ganz zu verzichten. Leider gilt das wohl nicht für jeden.
Das Immunsystem von Kindern wird durch Hunde gestärkt
Der hygienische Aspekt des Zusammenlebens mit Haustieren liegt uns sehr am Herzen, obwohl alle wissenschaftlichen Studien bestätigen, dass das Zusammenleben mit Tieren das Immunsystem trainiert und stärkt, insbesondere wenn das Zusammenleben schon im Kleinkindalter beginnt. Hunde und Kinder tauschen ihre Keime und Bakterien aus, indem sie Hundehütten und Spielzeug sowie Speichel und Sabber austauschen. Groteskerweise sind diese Babys besonders fit und tatsächlich gesünder! Obwohl wir eine Abneigung gegenüber den Bedürfnissen unseres Hundes hegen, der seinen Geruch im Zwinger finden muss, um friedlich einzuschlafen, der gegen die Kälte trotzt, während wir den Lipidfilm auf unserer Haut mit Shampoo abwaschen, der graben muss, um Stress abzubauen, während wir zum Abendessen ausgehen. Kurz gesagt, um den Hund zu respektieren, müssen wir seine Identität respektieren, auch wenn er ein bisschen geruchs- und keimintensiv ist.
Diversifikation ist die Zauberformel
Die Liebesbekundung sollte sich in einen vernünftigen Rat wandeln: Vermeide es, tausend teure Spielzeuge zu kaufen, die dein Hund normalerweise in weniger als einer Stunde zerfetzt. Du hast zu Hause eine Fülle von Hundespielzeug ohne es zu wissen: Decken und Fleece können zu weichen Kaugegenständen werden, um den Biss zu entladen und um schnell und locker zu spielen; Plastikbehälter sind perfekt für kognitive Spiele, verstecke einfach ein saftiges Leckerli darin und der Hund wird alles tun, um dorthinein zu gelangen; Kartons sind ideal, um die Vernichtungslust zu befriedigen, besonders bei den meisten Welpen und Hunden, und indem du das Futter darin versteckst, trainierst auch ihren Geruchssinn; Stofftiere, die von unseren Kindern verschmäht werden, sind die perfekte Beute für Hunde. Öffne deine Schränke und werfen einen Blick in deinen Keller, du wirst bestimmt ein «Geschenk» für deinen Hund zum Knabbern oder Zerfetzen finden. Für uns ist es nur überflüssiges Zeug, während es für Hunde eine unerschöpfliche Quelle der Freude und des Spasses ist.
Geniesst die Zeit einfach miteinander!
Weitere Interessante Beiträge von Dunia Rahwan: